Warum die Schnittstelle zwischen Mensch und Software «natürlicher» wird

Michal Pruski, Executive Vice President & Chief Operating Officer der Comarch Gruppe, beantwortet im Interview mit Fokus Schweiz spannende Fragen zum Einsatz von KI in ERP-Systemen.

Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Comarch Gruppe als IT-Innovationstreiberin Firmen aller Branchen und Größen bei der Digitalisierung. Da liegt es auf der Hand, dass man auch die Chancen der künstlichen Intelligenz für die eigene Kundschaft nutzbar macht. Wie das funktioniert, wollte «Fokus» genauer wissen.

Herr Pruski, wo sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen im Feld der künstlichen Intelligenz?

Der aktuelle Stand bei der Anwendung von KI-Technologien ist in der Industrie fortschrittlich. Dennoch gibt es verschiedene Herausforderungen, darunter etwa die mangelnde Datenqualität sowie die oftmals ungenügenden Datenschutz- und Compliance-Richtlinien. Letztere können sich kritisch auswirken, da in vielen Ländern strenge Datenschutzgesetze gelten, die den Umgang mit sensiblen (Finanz-) Daten regeln. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass ihre KI-Initiativen den geltenden Vorschriften entsprechen, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen kann. Generell erfordert ein erfolgreicher Einsatz von KI oft ein gewisses Umdenken in der Unternehmenskultur sowie eine Anpassung der Prozesse.

Wie geht man bei Comarch mit KI um?

Wir beschäftigen uns schon lange mit künstlicher Intelligenz, das Thema ist nicht erst seit ChatGPT bei uns präsent. Als IT-Unternehmen verfolgen wir die Entwicklung neuer Technologien natürlich sehr genau und suchen frühzeitig nach Möglichkeiten, diese in unsere Anwendungen zu integrieren. Dabei versuchen wir die Bereiche zu identifizieren, bei denen uns der Einsatz von KI-Technologien einen Wettbewerbsvorteil verschafft – und unseren Kunden den größten Mehrwert bringt. Wir sehen etwa die zahlreichen Möglichkeiten der Erleichterung, die durch den Einsatz von KI-Technologien im unternehmerischen Umfeld entstehen. So können etwa im Hinblick auf den Fachkräftemangel Mitarbeitende dank KI-basierten Anwendungen von repetitiver und manueller Arbeit befreit werden – und dadurch mehr Kapazität für kreativere Aufgaben erhalten. Auf den oben erwähnten Datenschutz legen wir als IT-Hersteller natürlich sehr großen Wert. Unsere ERP-Lösung «Comarch ERP Enterprise», die – dank unserer ERP-5.0-Strategie und auf der Grundlage von KI – Unternehmensabläufe noch weiter verbessert, stellt prinzipiell eine DSGVO-konforme Datenverwaltung sicher und wird auch der neuen KI-Verordnung entsprechen.

Welche spezifischen KI-Technologien nutzt und entwickelt Comarch?

Unser Vorzeigeprojekt, an dem wir derzeit im ERP-Bereich mit KI arbeiten, heißt «Comarch ChatERP». Comarch ChatERP ist auf Basis der allgemeinen künstlichen Intelligenz ChatGPT integriert. Unser Ziel ist es, dass die KI eine Schnittstelle in natürlicher Sprache für die Kommunikation mit unserer Software bietet. Lange Zeit basierte die Kommunikation auf textbasierten Schnittstellen, sodass man mit den verschiedenen Befehlen sehr vertraut sein musste, um eine Funktion in der Software aufzurufen. Jetzt bildet die künstliche Intelligenz die Schnittstelle zwischen Mensch und Software und es bedarf lediglich der Eingabe eines natürlichen Befehls in das Chat-Fenster. Und wenn wir uns den Bereich der Fertigung anschauen, so verfügen wir insbesondere in der Schweiz über eine produktionslastige Kundenausprägung. Hier steht das Bedürfnis nach einer umfassenden Steuerung und Überwachung der Produktionsabläufe ganz oben. Durch die Anbindung der Maschinen an unsere innovative «Comarch IoT MES-Lösung» werden Produktionsdaten erfasst, analysiert und benutzerfreundlich dargestellt. Unsere Kunden sind so in der Lage, schnell operative Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Welche alltäglichen Vorteile ergeben sich durch KI-Integration in ERP-Systemen?

Mit unserem KI-basierten Comarch ChatERP können Nutzende in natürlicher Sprache mit dem ERP-System kommunizieren und interagieren. Die Anwendung kann zudem Informationen über die im System gespeicherten Daten liefern, die Funktionen der Software und die Prinzipien der Geschäftsprozesse erklären sowie zahlreiche Aktivitäten auf Befehl der Benutzerin oder des Benutzers ausführen. Darüber hinaus ist das Tool nahtlos in die grafische Benutzeroberfläche (GUI) integriert, was die Navigation und den Zugriff auf die erforderlichen Funktionen erleichtert. Ferner kann Comarch ChatERP die Userinnen und User beispielsweise direkt zu Ansichten führen, die tief in der grafischen Benutzeroberfläche verschachtelt sind. Dadurch wird die Nutzung verschiedener Versionen und Produkte von Comarch ERP-System erleichtert.

Welchen Impact hatte die Implementation von ERP-Lösungen mit AI-Funktionen bei Ihren Kunden?

Wir befinden uns im Moment in der Beta-Phase. Die Betaversion von Comarch ChatERP wird noch in diesem Jahr in den neuen Systemversionen veröffentlicht. Die ERP-Lösungen von Comarch werden bereits von rund 100 000 Unternehmen in DACH, Polen und Frankreich genutzt, davon mehrere Zehntausend in der Comarch-Cloud. Die Ankündigung der neuen Funktionalität hat dementsprechend großes Interesse geweckt.

Welche Art von Support und Schulungen bieten Sie nach der Implementierung an?

Wir setzen auf kontinuierlichen Support und Pflegedienste für unsere Anwendungen, inklusive der KI-Lösungen. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass diese reibungslos funktionieren und sich stets auf dem neuesten Stand befinden. Ferner bieten wir individuelle Schulungsprogramme und Weiterbildungsmassnahmen für Kundenbetriebe an, um ihre Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Technologien zu schulen und ihr Verständnis für die digitale Transformation zu vertiefen.

Mehr Informationen über Comarch und unsere KI-gestützten Softwarelösungen finden Sie unter www.comarch.de. Erfahren Sie mehr über den Einsatz von KI im Loyalty Bereich.

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