Studie analysiert Private Banking
München, 16.01.2017 – Eine weltweite Umfrage unter Private Banker zeigt, dass der Digitalisierung der Berater- und Kundenumgebung in Ergänzung zu den konventionellen Vermögensverwaltungsdiensten künftig eine bedeutsame Rolle in der Branche zukommen wird.
Die Umfrage wurde im Frühjahr 2016 unter mehr als 50 Bankinstituten mit Privatkundengeschäft in Ländern Europas, dem Nahen Osten und in den ASEAN-Staaten durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Efma, einer Non-Profit-Organisation zur Förderung von Innovation im Finanzwesen, hat Comarch eine Studie veranlasst, die untersucht, wie – und in welchem Umfang – Banken aus verschiedenen geografischen Regionen aktuell digitale Technologien nutzen oder dies zu tun gedenken.
Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse dieser Untersuchung aufgeführt, die in dem Bericht „The evolution of private banking and wealth management resulting from digitization“ (Die durch Digitalisierung geprägte Entwicklung von Private Banking und Vermögensverwaltung) beschrieben sind:
Die Digitalisierung hat ein Rekordhoch auf der Prioritätenliste von Banken erreicht und wird wichtiger als Regelkonformität eingestuft.
Laut 82 % der Befragten hat die digitale Umstellung einen höheren Stellenwert als alle anderen momentan zu bewältigenden Herausforderungen. Vor allem Trading und Reporting von Kundenanlagen heben sich hier als potentielle Bereiche ab, die gänzlich auf Onlinekanäle umgestellt werden könnten. In beiden Fällen wären mehr als 50 % der Befragten zu solch einer Umstellung bereit. In deutlichem Gegensatz dazu steht der Bereich Beratung – nur 10 % sind hier der Meinung, dass eine maximal mögliche Digitalisierung sinnvoll wäre.
Recht auffällig ist zudem, dass die Optimierung der Regelkonformität, die klassischerweise in vielen anderen Studien als absolute Nummer eins unter den dringlichen Themen beim Private Banking ermittelt wurde, jetzt an dritter Stelle steht und damit erst nach der Steigerung der Geschäftseffizienz kommt. "Wir erleben zum ersten Mal, dass Digitalisierung so wichtig genommen wird und über Richtlinien wie MiFID oder RDR gestellt wird", sagt Grzegorz Prosowicz, Leiter des Produktmanagements für Kapitalmärkte bei Comarch.
Digitalisierung wird primär durch die Kundennachfrage vorangetrieben; sie wird von Klienten und somit von Bankmitarbeitern gewünscht.
Die Aspekte "Kundennachfrage" und "neue Kundengeneration" werden bei jeweils 80 % bzw. 71 % aller Antworten als Gründe für die Digitalisierung angegeben. Der Kunde spielt beim Vorantreiben der digitalen Umstellung eine maßgebliche Rolle, die viel bedeutsamer ist als die der Bankinstitute.
Immer mehr Banken zeigen zunehmend Interesse an Tools, die beim Private Banking bisher als eher unkonventionell galten; dazu zählen vor allem Robo-Advice, soziale Medien und das Internet der Dinge. "Wir haben etwa 50 % positive Meinungen zu all diesen Bereichen erhalten, was wirklich viel ist. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden sie als völlig gegenstandlos für die Branche erachtet", erläutert Grzegorz Prosowicz von Comarch.
Obwohl Bankinstitute davon ausgehen, dass die Kunden am meisten von der Digitalisierung profitieren, wird sich dieser Prozess letztlich für beide Seiten vorteilhaft auswirken.
Während Kunden die natürlichen Nutznießer der digitalen Evolution sind – und deren Bedürfnisse, Vorlieben und Erwartungen am meisten zählen – sind sie jedoch nicht die einzigen. Bankangestellte können ebenso mit gewissen Vorteilen rechnen. Eine häufigere Interaktion mit Kunden, eine Geschäftssteigerung (jeweils 58 %) und ein niedrigeres Aufwand-Ertrag-Verhältnis (56 %) werden von den Befragten als A und O angegeben.
Auf Grundlage der gesammelten Ergebnisse werden in dem Bericht von Comarch mehrere Empfehlungen für die Branche ausgesprochen:
1. Da die Erwartungen der "neuen Generation von Wohlhabenden" an den Kundenservice auf der Nutzung von Websites wie Amazon beruhen, müssen Banken "amazonisiert" werden, um am Ball zu bleiben. Mit anderen Worten: Banken wird zur Nutzung demografischer, kontextueller und verhaltensbezogener Daten geraten, um mehr über ihre Zielgruppe zu erfahren und um Dienste anbieten zu können, die tatsächlich deren Anforderungen abdecken.
2. Da die Kunden-Berater-Interaktion sich sehr wahrscheinlich in Richtung Fernberatung entwickelt, gilt die Videokommunikation als eine besonders vielversprechende Methode. Videokommunikation könnte sich sowohl für gelegentliche Online-Einzelgespräche mit einem Berater als auch für regelmäßigere Sitzungen zur Weiterbildung oder Schulung von Kunden als nützlich erweisen.
3. Private Banker, die sich bisher auf Mundpropaganda verlassen haben, sollten sich stärker modernen Plattformen wie sozialen Medien zuwenden und die Entwicklung eigener virtueller Communities in Betracht ziehen, um gemeinsam auf wertvolle Inhalte zugreifen zu können. Banken tun sich oft schwer mit sozialen Medien, weil sie diese als Risikoquelle für ihre Reputation sehen. Eine Aktivität in virtuellen Communities ist im Private-Banking-Sektor allerdings durchaus sinnvoll, um sich über Meinungen, Interessen und Wünsche von Kunden kundig zu machen.
Eine vollständige Kopie des Berichts erhalten Sie gerne auf Anfrage: financialservices(at)comarch.de
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