Kommt die E-Invoicing-Pflicht und was können Deutsche von Italienern lernen?

Interview mit Stefan Groß vom VeR zum Impulstag Digitalisierung am 05.11. in Köln


Der Experte Stefan Groß vom VeR, Verband elektronische Rechnung, spricht über den aktuellen Stand bei elektronischer Rechnung. Er ist beim Impulstag Digitalisierung am 05.11. in Köln als Sprecher vor Ort und wird dort u.a. mit Dr. Richard Putz von Holzeisen Reich Oberthaler Putz und Dariusz Biernacki von Comarch, den Sie unten im Video-Interview sehen, umfangreiche Einblicke in bisherige Erfahrungen geben. Melden Sie sich gleich an:
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Wagen Sie den Blick in die Glaskugel – Wann wird der elektronische Rechnungsaustausch hierzulande auch für B2B verpflichtend, wann für B2C?

Stefan Groß: „Das ist wirklich ein Blick in die Glaskugel. Wenn man nach Italien sieht und registriert, wie dort innerhalb kürzester Zeit erfolgreich die Pflicht zum elektronischen Rechnungsaustausch umgesetzt wurde, gehe ich davon aus, dass wir uns auch hierzulande relativ rasch mit der Frage nach verpflichtendem elektronischem Rechnungsaustausch beschäftigen werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist es durchaus denkbar, dass wir in drei bis vier Jahren ein ähnliches Modell wie in Italien haben werden. Wenn diese Pflicht zum elektronischen Rechnungsaustausch allerdings kommt, dann macht es nur mit einem einheitlichen Datenformat und flächendeckend Sinn, also B2B und B2C.“

Vor Ort wird auch Dariusz Biernacki von Comarch mitdiskutieren.

In Italien läuft der digitale Rechnungsaustausch über ein zentrales, staatliches Meldesystem, weit verbreitet ist in Deutschland der Austausch via EDI oder ZUGFeRD 2.0. Was ist ihre Meinung zum Modell Italien, zum ZUGFeRD- und zum EDI-Verfahren?

Stefan Groß: „In Italien wurde mit der E-Rechnungspflicht ein entscheidender Schritt in Richtung Digitalisierung der Wirtschaft unternommen. Gerade durch das einheitliche Datenformat erhalten Unternehmen den entscheidenden Vorteil, das Nebeneinander an unterschiedlichsten Rechnungstypologien wie Papier, PDF oder XML zu beenden. Ausgehend von einem einheitlichen Datenformat wiederum können in der ganzen Financial Supply Chain die weiteren Prozesse digital angeflanscht, beschleunigt und automatisiert werden. Entsprechend sehe ich in der italienischen Lösung einen absoluten Prozessbeschleuniger für die Rechnungseingangsbearbeitung. Hier werden dann allerdings unstrukturierte Rechnungsmentalitäten wie Papier oder PDF letztlich obsolet. Mit EDI ist dies etwas anderes. Da es sich hier um zumeist bilaterale Vereinbarungen handelt, die neben den eigentlichen Rechnungsdaten eine Vielzahl weiterer Transaktionsinformationen enthalten, wird EDI seine Daseinsberechtigung wohl behalten.“

Glauben Sie, dass eine einheitliche EU-weite oder sogar gesamteuropäische Lösung machbar ist?

Stefan Groß: „Ich halte es für eher schwierig, aber nicht unmöglich. Das Problem: Für eine EU-weite Lösung bedarf es der Anpassung der sog. Mehrwertssteuersystemrichtlinie, also des europäischen Umsatzsteuergesetzes. Dabei muss man wissen, dass jede Änderung einstimmig über alle europäischen Jurisdiktionen zu erfolgen hat, also alles andere als einfach.“

Welche Faktoren sehen Sie für die Akzeptanz elektronischer Rechnungen?

Stefan Groß: „Hauptfaktor für die Akzeptanz der E-Rechnung ist aus meiner Sicht, dass mit der Einführung von E-Invoicing ein klarer Mehrwert einhergehen muss. Werden zwar elektronische, aber lediglich unstrukturierte Daten wie PDF versendet, so spart man nur Papier und Porto. Eine Prozessautomatisierung setzt meiner Meinung nach jedoch die Verwendung strukturierter Rechnungsdaten wie XML oder EDI voraus. Wenn man also mittels E-Invoicing in die Lage versetzt wird, seine Prozesse auf einen höheren digitalen Reifegrade zu heben, wird man die E-Rechnungen akzeptieren und fördern.“

Wo stehen deutsche Unternehmen bei E-Invoicing?

Stefan Groß: „Der Stand ist nach meiner Wahrnehmung ganz unterschiedlich, große Unternehmen zeigen einen höheren Reifegrad und haben E-Rechnungsformate jeglicher Couleur im Einsatz. Der Mittelstand wird zunehmend auf die Digitalisierung eingeschworen. Bei kleinen Unternehmen stößt man eher auf unstrukturierte Rechnungsformate wie PDF. Beim internationalen Vergleich fallen wir allerdings teilweise deutlich ab. Für Lösungen, die wir in Italien und einigen nördlichen Ländern sehen, bedarf es dringend eines Impulses vom Gesetzgeber. Im Übrigen: Die Einführung in Italien erfolgte gerademal innerhalb von 6 Monaten, aus Sicht des Steuerrechts ist das Lichtgeschwindigkeit.“


Melden Sie sich gleich an für den Comarch Impulstag Digitalisierung:
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Eindrücke von letzten Impulstag Digitalisierung im Juni sehen Sie hier:

Über den Veranstalter

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